Volkstrauertag 2020

Während 2019 über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Gedenken zum Volkstrauertag beiwohnten, durften in diesem Jahr nur wenige Personen anwesend sein: Die Regelungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erforderten entsprechende Beschränkungen. Gleichwohl gelang es unserer Pastorin Anja Kleinschmidt mit Unterstützung des Kirchenvorstandmitgliedes Gudrun Hullen

in Anwesenheit von Vertretern der Freiwilligen Feuerwehr, des Schützenvereins und der Sportvereine Ashausens eine feierliche und nachdenklich stimmende Veranstaltung durchzuführen.

Die Rede von Richard von Weizsäcker, die er am 8. Mai 1985 im Bundestag gehalten hat, ist Grundlage der Ansprache. Aus ihr wird u.a. zitiert:

„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte. Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen. Jüngere und Ältere müssen und können sich gegenseitig helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wachzuhalten. Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen.
Das kann man gar nicht.
Sie läßt sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen.
Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.
Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.
Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah.
Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.
Wir Älteren schulden der Jugend nicht die Erfüllung von Träumen, sondern Aufrichtigkeit.
Die Bitte an die jungen Menschen lautet:
Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Haß
gegen andere Menschen,
gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder Türken,
gegen Alternative oder Konservative,
gegen Schwarz oder Weiß.
Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.
…“

Weiter heißt es in der Ansprache unsere Pastorin Anja Kleinschmidt,

Pastorin Anja Kleinschmidt

begleitet vom Entzünden von sechs Kerzen und am Schluss der Kranzniederlegung :

Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg,
an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshand­lungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Geflüchtete ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

Die Kerzen und der Kranz möge auch all denen, die heute nicht dabei sein dürfen, Zeichen sein, dass wir uns unserer Verantwortung weiter stellen wollen. Wer hier vorbei geht, kann sehen, dass wir nicht vergessen wollen und eine friedliche Welt suchen.

Vertreter verschiedener Vereine Ashausens im Gedenken (Fotos: Manfred Richter)

Informationstafel

Die Schildergruppe des Heimatvereins Ashausen e.V. hat Mitte September 2020 eine Informationstafel zur Geschichte des Gedenkortes an der Bahnhof-/Scharmbecker Straße aufgestellt.

Tafel 37 Die Gedenkstätte

Diese Tafel ist eine von inzwischen rund 60, die in Ashausen im Laufe der letzten Jahre aufgestellt worden sind. Näheres ist auf der Homepage des Heimatvereins unter https://heimatverein-ashausen.de/infotafeln/ nachzulesen.